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Die perfekte Mischung

Tradición Moderna
20.3.2024
6 min
Expertise

Die Alchemie der Zeit: Fermentation, Reifung und die Kunst des Blattes

Ein getrocknetes Tabakblatt ist noch kein genießbares Tabakblatt. Es ist rau, voller unerwünschter Stoffe wie Ammoniak und hat sein wahres aromatisches Potenzial noch nicht entfaltet. Die wahre Magie, die Alchemie, die aus einem einfachen landwirtschaftlichen Produkt ein Luxusgut macht, geschieht jetzt – in einem Prozess aus Druck, Hitze und vor allem Zeit.

Die Gärung im Herzen des Tabaks: Fermentation

Nach der Trocknung werden die Blätter aus den Scheunen geholt, befeuchtet und zu großen Stapeln aufgeschichtet, die man Burros oder Pilones nennt. In diesen Stapeln beginnt ein wundersamer Prozess: die Fermentation.

Durch das Eigengewicht und die Restfeuchtigkeit im Stapel entsteht Hitze. Diese kontrollierte Gärung bewirkt tiefgreifende chemische Veränderungen im Blatt. Harze, Teer und Nikotin werden reduziert, und aggressive, unerwünschte Stoffe wie Ammoniak werden abgebaut. Gleichzeitig entwickeln und verfeinern sich die komplexen Aromen, die wir später in der Zigarre schmecken.

Dieser Prozess ist eine Kunst für sich. Die Temperatur im Inneren der Burros wird ständig mit Thermometern überwacht. Steigt sie zu hoch, wird der Stapel von Hand komplett abgebaut, jedes Blatt wird abgekühlt und neu aufgeschichtet. Dieser Zyklus kann, je nach Tabaksorte, mehrfach wiederholt werden und dauert oft mehrere Monate.

Despalillo: Die Rippe muss raus

Nach der Fermentation folgt ein weiterer entscheidender Schritt, der viel Fingerspitzengefühl erfordert: das Entrippen oder Despalillo. Die dicke Mittelrippe (Rippe) jedes einzelnen Tabakblatts wird von Hand entfernt. Diese Rippe enthält wenig Aroma, aber viel Nikotin und würde beim Rauchen bitter schmecken und ungleichmäßig brennen.

Bei den robusten Einlage- und Umblättern geschieht dies mit einem schnellen, geübten Ruck. Bei den kostbaren und empfindlichen Deckblättern jedoch wird die Rippe mit einer Chaveta (dem Messer des Rollers) vorsichtig herausgeschnitten, um die beiden Blatthälften nicht zu beschädigen.

Nach diesem Schritt werden die Tabake oft für eine zweite, sanftere Fermentation erneut aufgestapelt, bevor sie zur finalen Reifung kommen.

Die Reifung: Geduld im Ballen

Der letzte Schritt der Veredelung ist die Reifung. Die fermentierten und entrippten Blätter werden nach Sorte und Qualität sortiert, zu flachen Bündeln gepresst und in große Ballen (Pacas) aus Palmenblättern oder Jute verpackt. In diesen Ballen reifen die Tabake für Monate, oft sogar für viele Jahre. Wie bei einem guten Wein oder Whiskey werden die Aromen mit der Zeit runder, harmonischer und komplexer. Tabake für limitierte Editionen oder besondere Serien können fünf, zehn oder sogar noch mehr Jahre reifen, bevor sie als würdig erachtet werden, zu einer Zigarre verarbeitet zu werden.

Die heilige Dreifaltigkeit der Einlage: Ligero, Seco, Volado

Innerhalb der sonnengereiften Tabake (Tabaco del Sol), die für die Einlage verwendet werden, unterscheidet man drei grundlegende Blatttypen, die sich durch ihre Position an der Pflanze und ihren Charakter definieren:

  • Ligero: Die Blätter von der Spitze der Pflanze. Sie erhalten das meiste Sonnenlicht, sind dick, ölig und dunkel. Ligero-Blätter liefern die Stärke, die Würze und den Großteil des Nikotins. Sie brennen sehr langsam.
  • Seco: Die Blätter aus der Mitte der Pflanze. Sie sind milder als Ligero und gelten als die Hauptquelle für die Aromen einer Zigarre. Sie haben ein ausgewogenes Verhältnis von Geschmack und Brennbarkeit.
  • Volado: Die untersten Blätter der Pflanze. Sie haben den geringsten Geschmack, aber die besten Brenneigenschaften. Volado ist die "Glutversicherung" der Zigarre und sorgt dafür, dass sie nicht ausgeht.

Die Kunst des Meister-Blenders besteht darin, diese drei Blatt-Typen in einem perfekten Verhältnis zu mischen, um eine Zigarre zu schaffen, die gleichzeitig stark, aromatisch und gut brennbar ist.

Die Leinwand des Geschmacks: Das Deckblatt und seine Farben

Das Deckblatt (Capa) ist das Gesicht der Zigarre und prägt den ersten Eindruck entscheidend mit. Seine Farbe gibt einen Hinweis auf die Art der Fermentation und den zu erwartenden Geschmack. Man unterscheidet eine Skala von hell nach dunkel:

  • Claro: Ein sehr helles, gelblich-braunes Blatt. Oft von im Schatten gezogenen Pflanzen. Mild, oft mit Noten von Gras, Heu und einer leichten Süße.
  • Colorado: Ein mittleres Rotbraun. Gilt als Inbegriff des klassischen, ausgewogenen Zigarrengeschmacks. Aromatisch, würzig, aber nicht zu stark.
  • Maduro: Spanisch für "gereift". Ein sehr dunkles, oft fast schwarzes Blatt. Es entsteht durch eine längere, intensivere Fermentation bei höherer Temperatur und Feuchtigkeit. Maduro-Deckblätter sind oft ölig und verleihen der Zigarre typische Noten von dunkler Schokolade, Kaffee, Erde und einer ausgeprägten Süße.
  • Oscuro: Das dunkelste aller Deckblätter, tiefschwarz und ölig. Es wird aus den obersten Blättern der Pflanze gewonnen, die die maximale Sonneneinstrahlung erhalten und sehr lange fermentiert werden. Oscuro-Blätter liefern einen sehr starken, reichen und intensiven Geschmack.

Vom Feld geholt, in der Scheune getrocknet, durch Feuer und Zeit in den Burros verwandelt und über Jahre zur Perfektion gereift – jedes Tabakblatt hat eine lange Reise hinter sich, bevor es bereit ist, seine Geschichte im Rauch einer Zigarre zu erzählen.

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